Eine kleine Klinikgeschichte

Vorwort

Das österreichische Gesundheitssystem ist ein Trauerspiel:

De-fakto eine 3-Klassen-Medizin (Mensch, Zusatzversicherter Klasse-Mensch, Promi).

Junge Ärzte zu wenig und überarbeitet, ältere frustriert oder fast nur mehr am (lizenzierten) Gelddrucken oder beides; zum Glück‘ gibt’s derzeit noch genug dazwischen, wo Erfahrung und Motivation in einem guten Verhältnis stehen.

Öffentliche Kliniken als beamtete Grossbetriebe mit dazupassender Fehlerquote („Einzelfälle“, s.u.).

Private Konkurrenz nur in Form hauptsächlich staatlich finanzierter Sekten-Sanatorien u.ä. (andererseits, die Sekten produzieren durch Ihre Gewalttätigkeit auch fleissig Patienten).

Nachdem ich kürzlich zum wiederholten Male zum „Einzelfall“ wurde der unter „Kliniken als beamtete Grossbetriebe mit dazupassender Fehlerquote“ leidet (bislang zweimal mit Dauerfolgen) muss ich meine aktuelle Story jetzt loswerden.

Die betreffende Klinik hat übrigens „zur weiteren Verbesserung der Patientensicherheit“ ein „umfassendes klinisches Risiko-Management-System installiert“.

Kapitel 1: Aspirin ist vor OP verboten – Warum sagt das keiner?

Wenn man vor einer Operation steht, bekommt man (hoffentlich) ein Info-Blatt mit den wichtigsten Aufnahme-Infos. Darunter auch Medikamentenhinweise, wie folgendes Zitat zeigt:

„Blutverdünnende Medikamente wie Antikoagulantien (z.B. Sintrom, Marcumar, o.ä.) oder Thrombozytenaggregationshemmer (z.B. Thrombo-Ass, Plavix o.ä.) sind eine Woche vor der Untersuchung abzusetzen […]“

Mittlerweile habe ich kapiert dass „Ass“ (wie im Zitat in „Thrombo-Ass“) ein „Codewort“ für Acetylsalicylsäure ist, dass jeder in Form von Aspirin, Aspro o.ä. daheim hat.

Aber warum steht das nicht klar da, Patienten sind doch keine Pharmakologen, und Aspirin/Aspro geht bei Apotheken weg wie warme Semmeln!

Hier war wohl wieder ein Vertrag oder Freundschaftsverhältnis eines Arztes mit einem Pharmakonzern im Weg. Ich verstehe ja dass man (meist überteuerte) „Orginalprodukte“ nicht nennen will, im Sinn der Kosten des Gesundheitssystems ist das sogar positiv, aber nur ein einzelnes bestimmtes Generika-Produkt zu nennen ist ein Witz!

Grundsätzlich wusste ich übrigens schon dass Aspirin leicht Blut-verdünnend wirkt, aber am Beipackzettel unter „Wie wirken Aspirin Tabletten“ steht halt: „Die Wirkung … hält 3-4 Stunden an“. Zugegeben, auf der Rückseite des Beipackzettels steht neuerdings unter „Nebenwirkungen“ auch „Blutungen mit verlängerter Blutungszeit […] können noch 4 bis 8 Tage […] bestehen“. Aber als ich vor etlichen Jahren das letzte Mal den Aspirin-Beipackzettel gelesen hatte stand das noch nicht drauf.

Rein medizinisch war diese Voruntersuchung auch eine Katastrophe: Vorher sind wenige mm Fettgewebe manchmal durch den Nabelbruch nach aussen gerutscht und waren problemlos repunibel, danach waren mehrere cm Fettgewebe permanent drausen und leicht eingeklemmt. Ist das Körperverletzung?

Kapitel 2: Station und Chirurg: Fast sehr gut

Damit ich nicht nur schimpfe auch was positives:

Die Betreuung auf der Station war bis auf wenige Kleinigkeiten sehr gut.

Auch die prä- und post-operativen Infos vom Chirurg waren sehr gut und eine Wohltat, insbesondere gegenüber meinen bisherigen OPs, ca. 1986 bis Jänner 2001). (Die Tips für die restliche Heilungszeit hätten in einem Punkt besser sein müssen, aber es war wirklich viel los)

Leider stören auch auf der Station 2 grundsätzliche Dinge:

1. Fix montiertes Kreuz am Zimmer!? In einem zivilen Krankenhaus! Was soll das? Das beleidigt meine „religiösen Gefühle“ als Atheist. (Ich halte mich hier aus jetzt lieber im Detail zurück)

2. Die Essensauswahl war zwar umfassend (4 Menüs, beliebig mischbar) und das Essen gut, aber als konsequenter Vegetarier würde man öfters Fasten, als Veganer könnte man verhungern. Nichtmal das vorgesehene Fussnoten-X als Schweinefleisch-Warnung war vollständig eingetragen. Vielleicht könnte man V-Wünsche als „Diät“ erfüllt bekommen, aber so konsequent bin ich (noch!) nicht.

Kapitel 3: Ambulanz mit Anmeldung überfordert – 5:53 Stunden Wartezeit trotz Termin

Die Ambulanz hat bei der 1. routinemäßigen Nach-Untersuchung meine Anmeldung (10 Minuten vor dem vereinbarten Termin) verdrängt, und offensichtlich sogar die physische Ambulanz-Karte mit allen meinen Daten und den Anweisungen von der stationären Entlassung verschustert.

Normalen Menschen müsste doch auffallen wenn so eine Ambulanz-Karte im Weg herumliegt weil sie noch nicht bearbeitet ist? Die muss verschmissen worden sein oder in einer Weisskittel-Tasche versauern.

Dass die Anmeldung ignoriert wurde und die Ambulanz-Karte verloren ging hat sich dann im Gespräch mit dem Arzt bewiesen: 1. Hat sich der gewundert dass ich seit 6 Stunden da bin („erst seit 23 Minuten eingetragen“ – das war als ich irgendwann nachgefragt hatte).
2. war er sich nicht sicher was er alles zu tun ist und musste von mir erfragen ob oder was evtl. der Hausarzt inzwischen erledigt hätte; aus den Anweisungen der Station auf der Ambulanz-Karte wäre das klar hervorgegangen.

Zugegeben, geschädigt von ähnlich Stundenlangen Aufenthalten auf Unfall-Ambulanzen und verunsichert von den Hinweisen auf das Triage-System (Zuerst alle Notfälle, dann alle sehr dringende Patienten, dann alle dringenden, dann nomale, dann undringende wo ich mich hinzugerechnet hatte) hab‘ ich über 5 Stunden gewartet bis ich mal nachgefragt habe.

Trotzdem ist das Ergebnis ein Scherz: 5:53 (5 Stunden und 53 Minuten, nicht dass wer meint das wären Minuten:Sekunden) bis zum Aufruf, 7 Stunden Gesamtaufenthalt, trotz vorab vereinbartem Termin!Vor allem: Wo ist hier ein „umfassendes klinisches Risikio-Management-System“?

Im Gegenteil sehe ich eher eine Gefährdung der Patientensicherheit – wenn man bei einem Akut-Patienten die Anmeldung verschlampt wird’s nämlich in manchen Fällen schnell lebensgefährlich!

Medizinisch wurde auch wieder gefpuscht, bei der Blutabnahme ist die 1. Nadel einfach rausgerutscht.

Auf meine Anmerkungen und Fragen wurde genau gar nicht eingegangen, Frechheit.

Kapitel 4: Es gibt auch gute Ambulanz-Ärzte

Bei der 2. Nachuntersuchung bin ich nach gut 1 h drangekommen.

Und dieses mal war’s medizinisch praktisch perfekt.

Ausführliche Kommunikation, es wurde mir zugehört und meine Aussagen und Fragen ernst genommen und beantwortet, usw. Auch ein kleines Nadel-Problem bei der Blutabnahme wurde fliegend und schmerzfrei ohne erneutes Stechen behoben.

Kapitel 5: Folgt …

Ich muss nochmal hin, mal sehen …